Konferenz HF

| Projektfokus

Fragestellung
Mit der Konferenz HF haben sich seit 2007 die höheren Fachschulen der Schweiz organisiert, um im schweizerischen Bildungssystem wirkungsvoller aufzutreten. Im Juni 2012 hat sie die Prüfungsordnung „Validierung von Bildungsleistungen von Lehrpersonen an den Höheren Fachschulen im Haupt- und Nebenberuf» erlassen. Diese Prüfungsordnung war eine Reaktion auf eine Verordnung des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) über Mindestvorschriften für die Anerkennung von Bildungsgängen und Nachdiplomstudien der höheren Fachschulen. Lehrpersonen HF müssen nach dieser Verordnung einen Mindestumfang von Lernstunden in didaktischen Bildungsgänge besuchen: 1’800 Lernstunden, wenn sie im Hauptberuf tätig sind und 300 Lernstunden, wenn sie nebenberuflich tätig sind.

Lehrpersonen, die bereits didaktische Kompetenzen erworben haben, sollten diese nun möglichst fundiert, effizient und kostengünstig nachweisen können. Aufgrund dieses Nachweises erhalten sie ein eidg. anerkanntes Diplom Lehrkraft HF im Haupt- bzw. Nebenberuf. Um einen solchen Nachweis erbringen zu können, braucht es ein geeignetes Validierungssystem. Nun stellte sich für uns die Frage: Welche Voraussetzungen muss ein solches Validierungssystem für Bildungsleistungen  erfüllen, um korrekt Kompetenzen beurteilen zu können?

Vorgehen

  • Als Basis für den Anforderungskatalog an die Kompetenzen und die Validierungsinstrumente werden berufliche Handlungskompetenzen in Form von Kompetenzdimensionen auf der Grundlage des Rahmenlehrplans formuliert.
  • Es wird ein System erarbeitet, das den Lehrpersonen HF ermöglicht, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Schon erbrachte Lernleistungen werden abgebildet, die fehlenden Lernleistungen aufgezeigt.
  • Eine professionelle Ausgestaltung der organisatorischen Abläufe wird der hohen Komplexität des Validierungssystems und der hohen Anzahl von Beteiligten gerecht.
  • Um ein möglichst reibungsloses Aneignen der fehlenden Kompetenzen zu ermöglichen, werden die Schnittstellen des Zugangs zum Ausbildungs- und Qualifikationssystem definiert.
  • Abgestimmt auf das Betriebskonzept wird ein Geschäftsmodell und eine Umsetzungsplanung für die Implementierung des Systems bei der Konferenz HF erstellt. Alle Beteiligten werden in ihre Aufgaben eingeführt und geschult.

Ergebnisse / Produkte
Es wurden die folgenden Ergebnisse erarbeitet:

Qualifikationsprofil Lehrpersonen an Höheren Fachschulen: Als Grundlage für das Validierungssystem wurden mittels einer Berufsfeldanalyse Arbeitssituationen und Kompetenzbeschreibungen formuliert. Hieraus entstand das Qualifikationsprofil.

Modulbaukasten „Kompetenzen Lehrpersonen HF“: Die im Qualifikationsprofil zusammengefassten Arbeitssituationen / Kompetenzen wurden zu Modulen gruppiert. Diese Module sind die Basis für die Validierung der Kompetenzen und deren Anerkennung durch Ausbildungsinstitutionen, die darauf aufbauend auch ihr ergänzendes Bildungssystem anbieten.

Validierungsprozess: Damit alle Kompetenzdimensionen nachgewiesen werden können, wurde ein mehrperspektivisches Verfahren entwickelt. Es besteht aus den folgenden vier Elementen:

  • Praxisnachweis
  • Bildungsnachweis
  • Fremdeinschätzung durch eine vorgesetzte Person
  • Fallbeispiele (für eine genauere Beschreibung der Instrumente, vgl. unseren Artikel „Sichtbarmachen von Kompetenzen“)

Sind alle vier Nachweise genügend, so erhalten die Lehrpersonen einen entsprechenden Kompetenznachweis.

Der gesamte Prozess für die Anerkennung der Kompetenzen eines Moduls sieht wie folgt aus:

Validierungsplattform: In Zusammenarbeit mit der Ivaris AG wurde eine Plattform entwickelt, die diesen Validierungsprozess technologisch unterstützt. Damit kann die Konferenz HF diese Dienstleistung mit wenig Personalaufwand erbringen.
Die einzelnen Schritte des Validierungsverfahrens werden wie folgt durch die Plattform unterstützt:
Zur Selbst- und Fremdeinschätzung steht ein Kompetenzraster bereit, das automatisch ausgewertet wird. Dokumente, die als Praxis- und Bildungsnachweis gelten, können auf die Plattform gestellt werden. Die Fallbeispiele werden in Form eines Onlintests mit offenen Fragestellungen umgesetzt. Die Antworten werden von Experten und Expertinnen bewertet. In einer Übersicht können sich die Kandidaten und Kandidatinnen schliesslich anzeigen lassen, wo sie bezüglich der einzelnen Nachweise stehen und wie die einzelnen Nachweise bewertet wurden.

Plattform HF

Betriebskonzept: Für den Betrieb wurden die notwendigen Gremien geschaffen, die die unterschiedlichen Aufgaben wahrnehmen. Damit ist die Geschäftsstelle der Konferenz HF von den operativen Arbeiten entlastet. Zudem wurden die Experten und Expertinnen so in das System eingebunden und geschult, dass eine einheitliche Bewertungspraxis garantiert ist.

Die folgende Abbildung zeigt das Betriebskonzept:

Gewonnene Erkenntnisse
Die Validierung von formal sowie nicht formal erworbenen Bildungsleistungen ist eine komplexe Herausforderung. Durch die Verschiedenartigkeit der Lernprozesse und -kontexte, ist es schwierig, die Leistungen so zuverlässig zu überprüfen, dass sie vergleichbar sind. Eine Validierungsplattform ermöglicht eine möglichst grosse Transparenz über den Stand der Anerkennung eingereichter Nachweise. Zusätzlich erlaubt sie die Bewertung von Leistungen vieler Personen durch einen relativ kleinen Kreis von Experten und Expertinnen, die so eine hohe Bewertungsroutine entwickeln können. Nicht zuletzt wird die Qualität der Bewertungen durch den regelmässigen Austausch innerhalb dieses Kreises von Experten und Expertinnen erhöht.
Die detaillierte Beschreibung der Anforderungen an die Kompetenzen der Lehrpersonen in einem Berufsbild hat sich als ideale Grundlage für das Validierungssystem bewährt. Hieraus konnten Module gegliedert werden, die wiederum – je nach Rahmenbedingungen – flexibel angepasst werden können.