Konstruktivistische «Attacke» auf das Prüfungswesen

| Kompetenzentwicklung

Wie in verschiedenen Artikeln im Themenfokus «Kompetenzförderung» schon erwähnt, kann man der Frage nach Kompetenzorientierung mit einem  konstruktivistischen Denkansatz begegnen.  Stringent zu Ende gedacht bedeutet dies, dass auch bei der Ausgestaltung des Prüfungswesens der konstruktivistische Denkansatz zum Tragen kommt.

Prof. Dr. Christoph Metzger von der Universität St. Gallen (Institut für Wirtschaftspädagogik) hat sich genau darüber Gedanken gemacht.  In seinem Artikel schildert er eindrücklich den Unterschied zwischen dem kognitivistisch-konstruktivistischen Modell und dem behavioristischen Modell unter Bezugnahme auf die berufliche Grundbildung in der Schweiz. Der Artikel erschien unter dem Titel «Kompetenzorientiert prüfen in der beruflichen Grundbildung der Schweiz: Anspruch und Wirklichkeit – gezeigt am Beispiel der kaufmännischen Grundbildung»

Den Artikel finden Sie unter folgendem Link:  (http://www.bwpat.de/ausgabe8/metzger_bwpat8.pdf)

Geht es also darum, die geforderten Kompetenzen für die zukünftige berufliche Tätigkeit in ihrer Gesamtheit und mit einem Kontextbezug zu überprüfen, benötigt es die entsprechenden Prüfungsformen. Wir von Ectaveo haben in den letzten Jahren – nicht zuletzt auch in unseren innerbetrieblichen Projekten – verschiedenste Formen der Praxisprüfungen umgesetzt und damit Erfahrungen gesammelt. Beispiele dafür sind:

  • Lokführer/innen: Einsatz von beurteilten Praxisfahrten an verschiedenen Zeitpunkten der Ausbildung anhand eines Kriterienrasters
  • Informatiker/innen: Selbst- und Fremdbeurteilung mittels eines Kompetenzrasters im Rahmen der MbO
  • Poststellenleiter/innen: Verschiedene Planungs-, Umsetzungs- und Reflexionsleistungen im Rahmen einer Führungsausbildung
  • Detailhandelsmanager/innen: Online-gestützte Selbst- und Fremdbeurteilung der «unternehmerischen Fähigkeiten» als Vorbereitung auf die eidg. Abschlussprüfung
  • Kundenberater/innen: Selbst- und Fremdbeurteilung mittels eines Kompetenzrasters zur Unterstützung der Strategieumsetzungsmassnahmen

Im Rahmen dieser Umsetzungen konnte Ectaveo wertvolle Erfahrungen bei der Formulierung von Beurteilungskriterien und dem Aufbau von praktisch umsetzbaren Hilfsmitteln zur Unterstützung der Kompetenzüberprüfung gewinnen. Ein spannender Weg mit vielfältigen Herausforderungen. Die Praxis und die Rahmenbedingungen  der Leistungserstellung sind so, wie sie sind. Die Prüfung hat sich dem anzupassen – ohne Komplexitätsreduktion einer simulierten Umgebung. Das Ringen um die Anforderungen «Gültigkeit», «Chancengleichheit», «Ökonomie» und «Zuverlässigkeit» erfordert kreative Lösungen. Unserer Meinung nach auf alle Fälle ein Weg, der sich lohnt!