Moveo Themenapéro vom 23. August 2017

| Ectaveo INSIGHTS

«AUCH EIN LANGWEILIGES SCHNIPO IST TEAMARBEIT»

Die Schweizerische Hotelfachschule Luzern (SHL) hat zusammen mit Ectaveo AG das Programm «Concierge myself» entwickelt. So entstanden virtuelle Lernwelten zu den persönlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen als mittlerweile fester Bestandteil des Bildungsgangs dipl. Hôtelier/ère. Christa Augsburger und Timo Albiez von der SHL sowie Martina Stühlinger von Ectaveo AG liessen am Moveo-Sommerabend ein interessiertes Publikum hinter die Kulissen blicken.

Worauf achten Sie, wenn Sie einen «Apéro auf Arabisch» organisieren sollten? Sie sind noch nie in diese Situation gekommen? Wer die Ausbildung an der SHL durchläuft, realisiert bald einmal, dass interkulturelle Aspekte selbstverständlich zum Kundenkontakt in der Hotelwelt gehören. Genauso wie Dresscodes oder der richtige Umgang mit Reklamationen. Die professionelle Gestaltung des Kundenkontakts bildet eine der fünf Lerneinheiten von «Concierge myself», welche die überfachlichen Kompetenzen vermitteln. Entstanden ist das Programm, als die SHL ein eigenes Berufsbild des Hôteliers, der Hôtelière schuf. «Als Ausbildungsleiterin», so Christa Augsburger, Direktorin der SHL, «stellte ich fest, dass der Rahmenlehrplan nur aus fachlichen Kompetenzen bestand. Das Bild eines Hôteliers ist aber komplexer, er sollte eine breit ausgebildete Persönlichkeit sein.» Zusammen mit Ectaveo AG schaute und hörte sich die SHL in der Branche um, befragte Hôteliers in realen Arbeitssituationen, um herauszufinden, welche Kompetenzen im Alltag zählen. «Wir fanden heraus, dass die persönlichen und sozialen Kompetenzen in unserem Bildungsgang viel zu wenig abgedeckt waren. Obwohl sich in der Berufswelt vieles im Zwischenmenschlichen entscheidet.» In Zusammenarbeit mit Ectaveo AG entstand das Programm «Concierge myself».

Der Concierge liest dem Gast jeden Wunsch von den Augen ab. Für die Studierenden der SHL geht es aber um mehr als um das Kennen der Eigenarten des Gegenübers. Deshalb «Concierge myself»: Wie gehe ich mit meinen eigenen Vorlieben, Stärken und Schwächen bewusster um? Timo Albiez, Vize-Direktor der SHL, führte das Publikum durch die virtuelle Lernwelt. «Zur Kompetenzentwicklung gehört Wissen, aber auch die praktische Anwendung, die Interaktion und schliesslich die Reflexion. Die Online-Plattform der SHL bietet verschiedene methodische Elemente, um sich zu informieren und zu vertiefen.» Was es beispielsweise für den «Apéro auf Arabisch» braucht und wofür interkulturelle Hintergründe hilfreich sind, vermitteln ein Video und informative Texte.

Die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen sind im Bildungsgang miteinander verknüpft. Wenn das Küchensemester aktuell ist, lernen die Studierenden selbstverständlich ihr Handwerk, zudem wird aber das verantwortungsvolle Agieren im Team vermittelt, trainiert, reflektiert. «Auch ein langweiliges Schnipo ist Teamarbeit.» Mit solchen Alltagsbildern versucht Christa Augsburger jeweils die Studierenden zu überzeugen. «Viele meinen, persönliche Fähigkeiten seien in den Genen oder kämen dann von allein. Wichtig nehmen die Studierenden das Lernen der überfachlichen Kompetenzen erst, wenn sie geprüft werden. Mit unserem Assessment am Ende des Bildungsganges.» Auch dies in Kooperation mit Ectaveo AG.


Martina Stühlinger, Projektleiterin des Assessments, schilderte eindrücklich, wie komplex und herausfordernd die Organisation und Durchführung des ersten Assessments, welches im Frühling stattfand, verlief. «Wir haben die Methoden entwickelt, um die Softfaktoren abzuholen und zu prüfen, ob die Studierenden auf dem Arbeitsmarkt bestehen können. Denn die Betriebe wissen sehr wohl, wie wichtig die überfachlichen Kompetenzen sind.» Die Assessment-Resultate sind in einem Schlussbericht festgehalten, den die frisch Diplomierten ihren Bewerbungen beilegen können.

Das Moveo-Publikum hätte den Referierenden noch lange zuhören können. Deren Begeisterung und Engagement für «Concierge myself» regte zu interessanten Gedanken an, die ein anwesender HR-Fachmann auf den Punkt brachte: «Es ist toll, was die SHL macht. Es bringt uns viel, wenn wir darauf vertrauen können, dass bei Diplomierten die überfachlichen Kompetenzen wie zum Beispiel gute Mitarbeiterführung vorhanden sind. Und wenn diese Kompetenzen schon geprüft sind, nimmt uns das im HR viel Arbeit ab.»

Wie ein köstlicher Apéro unter Zürichs Himmel präsentiert wird, zeigte an diesem Abend einmal mehr das Ectaveo-Team – nicht nur, weil es «Concierge myself» bestens kennt. Auf der Terrasse an der Riedtlistrasse klang Moveo mit angeregten Gesprächen stimmungsvoll aus.