Digitales Prüfen
Die digitale Transformation in der (Berufs-)Bildung findet statt. In einigen Berufsfeldern rasend schnell, in anderen langsamer — aber sie findet statt. Sie bringt neue Lernformen wie Online-Unterricht, sie fördert selbstgesteuertes Lernen mit online verfügbaren, multimedialen Lerninhalten, und Künstliche Intelligenz verschafft Wissen oft auf Knopfdruck. Das digitale Prüfen scheint aber den Trends hinterherzuhinken. Muss das sein?
Digitales Prüfen in der Berufsbildung ist aktuell in aller Munde. Man will es oder man hat es schon. Aber schaut man sich die im Einsatz befindlichen Lösungen im Detail an, so zeigt sich oft, dass der Fokus auf der Digitalisierung von Analogem liegt.
Das bedeutet, dass etwa Multiple-Choice-Aufgaben statt mit dem Stift auf Papier mit einem Mausklick gelöst werden. Aus Effizienzgründen ist das nachvollziehbar. Sowohl die Prüfungsmethode als auch die inhaltliche Vorlage sind analog schon vorhanden, also liegt es nahe, sie einfach auf den Bildschirm zu bringen.
Auf der anderen Seite des Spektrums finden wir Prüfungssettings mit Gaming-Charakter, die wohl technologisch eindrucksvoll sein mögen, jedoch didaktische Aspekte weit aussen vor lassen, und deren Validität zu wünschen übrig lässt.
Wir verstehen Digitalisierung im Kontext des digitalen Prüfens nicht mehr nur als eine technische Entwicklung, sondern als Teil oder Struktur unserer Lebenswelt – damit wird sie zur Digitalität, ein Begriff, der von Jörg Noller in seinem Werk «Digitalität: Zur Philosophie der digitalen Lebenswelt» (2022) verwendet wird. Der Ansatz der Digitalität folgt einer ganzheitlichen Betrachtung. Der Fokus liegt auf der Gestaltung von neuen Möglichkeitsräumen durch eine bewusste Kombination von Analogem und Digitalem. Die Weitwinkelperspektive ist also der Schlüssel zum Erfolg.
Abgesehen davon ist für uns aus didaktischer Sicht von Bedeutung, dass keine Abstriche hinsichtlich der Validität gemacht werden, also der Frage wie gut die Prüfung das misst, was sie zu messen vorgibt. Ansonsten wird der Prüfung ihr Zweck entzogen.
Wird mit diesem holistischen Ansatz digital geprüft, stiftet Technologie im Bereich der Umsetzung von Prüfungen in der beruflichen Bildung einen enormen Mehrwert, natürlich nur, sofern diese Prüfungen kompetenzorientiert ausgearbeitet werden. Was nicht immer einfach ist.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, digitales Prüfen nicht einfach nur zu ermöglichen und breiter einsetzbar zu machen, wir wollen vor allem Qualitätsstandards schaffen. An dieser Innovation arbeiten wir gemeinsam mit ICT-Berufsbildung Schweiz.